Auf der Albula-Etappe von Filisur nach Bergün fordert mich beim sehr steilen Aufstieg nach Stuls oder Stugl Station ein riesiges Geröllfeld, das den Bergweg streift. Ich komme gehörig ins Schwitzen und bin froh, auf dem gemütlichen Rastplatz bei der historischen Station wieder zu Kräften zu kommen. Das Geröll muss der Bergbach Ava da Stugl dort abgelagert haben.
Für Viele mag der Flussname Engelberger Aa geläufig sein. Im obersten Teil heisst das gleiche Fliessgewässer Stierenbach. Woher kommt das? Die Quelle liegt am Fuss des Surenenpasses. Das Urner Kantonsgebiet erstreckt sich jenseits der Passhöhe bis zur Kantonsgrenze bei Niedersurenen, wenige Kilometer ob Engelberg. Auf Obwaldner Kantonsgebiet wechselt der Name in Engelberger Aa. Die expansiven Urner haben ihren Gebietsanspruch mit dem Namen Stierenbach bekräftigt. Der Name hat natürlich etwas mit dem Uristier sowie der damit verbundenen Surenensage zu tun.
Drei Tage habe ich der Wanderung bis ins alpine Quellgebiet der Engelberger Aa gewidmet und zwei Nächte in der Blackenalp übernachtet. Mein früherer Bankratskollege Rolf Walther hat mich bis über die Steilstufe beim Stäuber begleitet.
Mehr über die Engelberger Aa samt dem Link zur Surenensage auf:
Friedlich präsentiert sich das Gebiet mit dem Flurnamen Höll, als ich von der Postautohaltestelle Hübeli, Sagematt in das Quellgebiet der Wigger laufe. Die Wigger entspringt am Fuss des Napfgebirges. Ich schaffe es aus zeitlichen Gründen und weil ich langsam bin bis zur Stächelegg, die ebenfalls direkt über dem Quellgebiet der Wigger liegt. Deren Quellbäche entspringen den steilen Waldhängen und dem Fluhgebiet zwischen den Napf und dem Hengst. Auch die Stächelegg ist ein prima Aussichtspunkt mit Alpenpanorama, das an diesem klaren Montag hell leuchtet.
Ueber zahlreiche Felsblöcke und Felsentreppen führt ein kunstvoll angelegter Kunstweg von der berühmten Römerbrücke in Lavertezzo nach Ganne nahe Brione im Verzascatal. 30 Kunstinstallationen von Tessiner Künstlern sind entlang des Weges im Freien ausgestellt. Ich habe diese Etappe vorgezogen, um meiner Cousine, die mich begleitet hat, etwas vom Verzascatal zu zeigen. Entlang des felsigen Flussbettes räkeln sich Menschen wie Amphibien auf den warmen Felsen oder baden in der Verzasca. Ganz Mutige springen von der Römerbrücke oder Ponte dei Salti in die glasklare, smaragdgrüne Verzasca.
Ich werde diese Etappe in das Verzasca-Logbuch eintragen, sobald ich die geografisch vorgängige Etappe Mergoscia – Lavertezzo absolviert und dokumentiert habe.
Ich bin noch nie zuvor eine Schlucht mit so vielen Hängebrücken und originellen Rastplätzen hinaufgestiegen wie heute durch die Aaschlucht der Engelberger Aa. Besonders aufgefallen ist der Rastplatz, der durch einen Freiwilligen namens Toni betrieben wird und nebst Feuerstelle mit Haushaltgeräten ausgestattet ist. Zusammen mit meiner Cousine Gisela habe ich die erlebnisreiche Wanderung von Grafenort nach Engelberg mit einer zünftigen Vesper in der Schaukäserei des Klosters Engelberg abgeschlossen.
Wegen des regnerischen Wetters im Norden bin ich von Tenero nach Mergoscia aufgestiegen. Unterwegs habe ich die atemberaubende Aussicht auf die kühne Verzasca-Staumauer genossen. Dies war der Schauplatz der berühmten Bungee-Jumpee-Szene des James Bond Filmes Golden Eye. Die Wanderung war mit Erinnerungen verbunden, weil ich vor Jahrzehnten das letzte Mal in dieser Gegend gewandert bin.
Jetzt ist mein Fussweg-System von zu Hause entlang der Flüsse Limmat, Aare, Rhein, Hinterrhein, Albula und zuletzt Landwasser komplett. Auf meiner Etappe von Tiefencastel nach Filisur bin ich ob Bad Alvaneu wieder an der Mündung der Landwasser in die Albula vorbeigekommen, von wo ich im Spätherbst 2016 mein Landwasser-Projekt gestartet habe. Auf meinem Weg ist übrigens auch der Mittelpunkt Graubündens ob Surava gelegen, wo ich kurz gerastet habe.
Das Albula-Projekt ist eröffnet. Im Interesse der Einmaligkeit meines Projektes bin ich von Sils im Domleschg auf einem steilen, mit Wurzeln, Steinen, einzelnen hohen Tritten und Buschwerk versehenen Pfad via Parnegl auf den wunderbaren, historischen Handelsweg aufgestiegen. Dieser ist dank des in Felsen gehauenen, breiten Weges bequem zu begehen. Der steile Aufstieg ist nötig gewesen, um nahe der Albula-Mündung zu beginnen und mit den Füssen die Albula an den Hinterrhein, wo ich vor mehr als zwei Jahren durchgelaufen bin, zu verknüpfen. Die bequeme Alternative wäre ein Start in Scharans gewesen, aber dies hätte dem Geist des Projektes widersprochen und eine Lücke zwischen Hinterrhein und Albula hinterlassen. Die Route bis nach Tiefencastel wird die längste meines Albula-Projektes sein.
Nach dem strengen Samstag geniesse ich das Wandern durch das stille Weisstannental. Ich erfahre unterwegs Interessantes: Ein kleines, feines Museum lädt in Weisstannen zum Besuch ein, oberhalb von Weisstannen beginnt die UNESCO Welterbe Arena Sardona, ebenfalls ein lehrreicher Steinbock-Lehrpfad. Ich schliesse die gemütliche Wanderung auf der Alp Vorsiez zur Mittagszeit ab. Danach sind heftige Gewitter angesagt und es ist ratsam, zu verschwinden.
An der Eselruns führt kein Weg vorbei, wer ins Weisstannental hochsteigen will. Der einzige Wanderweg, die via Alpina, führt hoch über dem Seeztobel ins Tal. Im Gebiet um die Eselruns ist die Via Alpina ein Bergweg mit teils hohen Tritten und leicht ausgesetzten Stellen. Erst bei Schwendi senkt sich der Weg zur Seez hinunter. Dort habe ich «Feierabend» gemacht, um den weiteren Verlauf durch das Weisstannental Richtung Seez-Quelle auf gemütlichem Weg zu geniessen.