Am Karfreitag bin ich via La Sarraz, den Mittelpunkt der Welt bei der Mühle von Pompaples an den Le Nozon zurückgekehrt. Von Pompaples aus bin ich die Nozon-Schlucht aufgestiegen mit Ziel des historischen Städtchens Romainmôtier. Der Höhepunkt ist der steile Aufstieg vom Grund der Cascade du Dard nach Croy gewesen.
Es gibt kaum noch Flüsse in der Schweiz, die so naturnah und ungestört fliessen und mäandern können wie der Talent. Er wird erst ab Chavornay kanalisiert, wo er in die Orbe-Ebene fliesst. Ich geniesse den Charakter dieses Flusses nochmals in meiner Schlussetappe ins waldige Quellgebiet. Der Talent ist ein Kämpfer und unermüdlicher Chrampfer, der sich in Sandsteinschluchten eingräbt und seinen Weg um alle Ecken und Enden sucht. Vielleicht wäre das die Natur auch der anderen Flüsse, würden sie frei gelassen und nicht reguliert und in Korsette gezwängt. Die Natur der Flüsse zieht mich an, weil ich auch meinen Weg durch all die Hindernisse und Fallen der Multiplen Sklerose erkämpfen muss.
Als ich beim Ortsrand von Echallens meine Wanderstöcke richte, spricht mich ein Spaziergänger mit Hund an. Er erklärt mir, dass ich entlang des Talents durch einen tropischen Wald kommen würde. Na ja, etwas naturnahes, fast urzeitliches hat der Talent auf meiner heutigen Etappe an sich. Zeitweise geht es auf schmalem Pfad mit vielen Sträuchern über Stock und Stein.
Auf meiner Etappe entlang des Le Talent bin ich in St. Barthélemy vorbeigekommen. Der Schweizer Tennisstar Stanislas Wawrinka ist in diesem Waadtländer Dorf aufgewachsen.
Ich mag mich nicht erinnern, so viele Kilometer aufs Mal auf Wiesen gelaufen zu sein, wie auf dem Weg zur Quelle der Dünnern. Ab Welschenrohr gibt es keinen Wanderweg oder Radweg bis zur Dünnern und auf der schmalen Strasse fliesst zeitweise Schwerverkehr. Der sicherste Weg sind die Wiesenborde entlang des Flusses oder der Strasse. Da zahlt es sich aus, dass ich mir mit dem Schneeschuhlaufen kräftige Muskeln antrainiert habe.
Wer zu Fuss geht, findet die guten Sachen. In der Klus von Balsthal bin ich unterhalb der Burg Alt Falkenstein im Fabrikladen der bekannten Lachsräucherei Dyhrberg gelandet. Danach hat sich mein Magen bereits auf den Z’nacht mit einem edlen Stück Lachs gefreut. Natürlich ist es noch etwas weiter gegangen bis zum Ziel der Freitagnachmittagsetappe bei der Mühle Matzendorf.
Der obige Slogan, mit dem vor vielen Jahren im Fernsehen geworben worden ist, kommt mir in den Sinn, als ich auf meiner Dünnern-Etappe nach Oensingen bei der Haushaltgerätefabrik Jura in Niederbuchsiten vorbeikomme. Die Etappe ist von Industriebauten, Lagerhallen und natürlich dem nahen Härkinger Kreuz geprägt.
Winterwandern und besonders das Schneeschuh-Wandern sind eine wunderbare Sache. Regen und Föhn haben viel Schnee weggeschmolzen. Da hat der Fluss gerufen. So bin ich am Samstagnachmittag spontan nach Olten gefahren und habe mit dem Solothurner Fluss Dünnern begonnen und eine kleine Etappe bis Hägendorf absolviert.
Gehen jetzt auch die Katzen auf Schneeschuhen? Sie benötigen dies nicht. Diese Katze empfängt mich, wenn ich nach Rothenthurm gehe, um das Gehen auf Schneeschuhen zu üben und zu verbessern. Wenige Schritte vom Bahnhof finde ich beim Langlaufzentrum diese einladende Sitzbank, auf der ich meine Schneeschuhe an- und abziehen kann. Mit den Schneeschuhen darf ich am Rand der Skatingspur der Loipen gehen. Immer häufiger gehe ich durch den Tiefschnee auf dem Hochmoor, steige die kleinen Hügel auf und ab und komme so allmählich in die Geh-Technik hinein. Allerdings muss ich auf die kleinen Wasserrinnen und Bäche, die das Moor durchqueren achten. Stege oder Brücken finde ich entlang der Loipen oder des Winterwanderweges, um die kleinen Bäche zu queren. Letzthin bin ich bis zur Bahnstation Altmatt gelaufen und habe dort die Bahn genommen. Rothenthurm ist ein ideales Uebungsgelände und ich empfehle es allen noch wagemutigen MS-Betroffenen es dort einmal zu wagen. Ich spüre, wie meine Muskeln wachsen.
Eliza in Einsiedeln hat im Tages Anzeiger von meinem Wunsch gelesen, mit Schneeschuhen zu wandern. Sie hat mich zum Probieren nach Einsiedeln eingeladen. Am 28. Januar 2017 ist es endlich zustande gekommen und sie hat mich sogar auf den zugefrorenen Sihlsee geführt. Das Wochenende darauf hat sie mir ihre Schneeschuhe zum Weiterprobieren ausgeliehen. Danach habe ich mir eigene Schneeschuhe gekauft.
Das Schneeschuh-Laufen ist anstrengend und es zwingt mich, an meinen Schwachstellen zu arbeiten. Ich muss breit laufen, um nicht auf die eigenen Schneeschuhe zu stehen. Zusätzlich muss ich die Beine gut anheben, sonst stoppen mich die scharfen Zacken unsanft. Ich habe rasch gemerkt: Wenn ich mich in diese besondere Therapie hineinknien kann, profitiere ich im Alltag. Rumpf, Becken sowie die Beine werden stärker sowie geschmeidiger und damit meine Schritte kräftiger und rascher. Ich hoffe noch auf einigen Schnee, um dieses therapeutische Gehen auf Schneeschuhen weiter zu führen.
Ich danke Eliza herzlich, dass sie mich zu diesen neuen Möglichkeiten geführt hat.
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