Jetzt ist mein Fussweg-System von zu Hause entlang der Flüsse Limmat, Aare, Rhein, Hinterrhein, Albula und zuletzt Landwasser komplett. Auf meiner Etappe von Tiefencastel nach Filisur bin ich ob Bad Alvaneu wieder an der Mündung der Landwasser in die Albula vorbeigekommen, von wo ich im Spätherbst 2016 mein Landwasser-Projekt gestartet habe. Auf meinem Weg ist übrigens auch der Mittelpunkt Graubündens ob Surava gelegen, wo ich kurz gerastet habe.
Das Albula-Projekt ist eröffnet. Im Interesse der Einmaligkeit meines Projektes bin ich von Sils im Domleschg auf einem steilen, mit Wurzeln, Steinen, einzelnen hohen Tritten und Buschwerk versehenen Pfad via Parnegl auf den wunderbaren, historischen Handelsweg aufgestiegen. Dieser ist dank des in Felsen gehauenen, breiten Weges bequem zu begehen. Der steile Aufstieg ist nötig gewesen, um nahe der Albula-Mündung zu beginnen und mit den Füssen die Albula an den Hinterrhein, wo ich vor mehr als zwei Jahren durchgelaufen bin, zu verknüpfen. Die bequeme Alternative wäre ein Start in Scharans gewesen, aber dies hätte dem Geist des Projektes widersprochen und eine Lücke zwischen Hinterrhein und Albula hinterlassen. Die Route bis nach Tiefencastel wird die längste meines Albula-Projektes sein.
Nach dem strengen Samstag geniesse ich das Wandern durch das stille Weisstannental. Ich erfahre unterwegs Interessantes: Ein kleines, feines Museum lädt in Weisstannen zum Besuch ein, oberhalb von Weisstannen beginnt die UNESCO Welterbe Arena Sardona, ebenfalls ein lehrreicher Steinbock-Lehrpfad. Ich schliesse die gemütliche Wanderung auf der Alp Vorsiez zur Mittagszeit ab. Danach sind heftige Gewitter angesagt und es ist ratsam, zu verschwinden.
An der Eselruns führt kein Weg vorbei, wer ins Weisstannental hochsteigen will. Der einzige Wanderweg, die via Alpina, führt hoch über dem Seeztobel ins Tal. Im Gebiet um die Eselruns ist die Via Alpina ein Bergweg mit teils hohen Tritten und leicht ausgesetzten Stellen. Erst bei Schwendi senkt sich der Weg zur Seez hinunter. Dort habe ich «Feierabend» gemacht, um den weiteren Verlauf durch das Weisstannental Richtung Seez-Quelle auf gemütlichem Weg zu geniessen.
Nicht jede Fluss-Quelle ist mittels Wanderweg begehbar, so auch jene der Ergolz, die in einem bewaldeten Tobel liegt. Dafür hat sie einen attraktiven Quellberg mit wunderbarer Aussicht, die 962 Meter hohe Geissflue. Nomen est omen: Die Berg-Geiss ist in mir ausgebrochen, so dass ich von der Quellen-nahen Schafmatt direkt auf den Juraberg gestiegen bin. Die letzte Etappe von Gelterkinden via Rothenfluh und Oltingen ist dank des Talweihers zwischen Rothenfluh und Oltingen angenehm gewesen.
Die Wanderung von Reinach zum Quellgebiet der Wyna in Neudorf LU ist kurzweilig gewesen. Ein Grund ist, dass mich Stefan Enz, mein langjähriger Kollege aus dem Coop-Regionalrat, begleitet hat. Zum anderen ist uns an diesem Tag Spektakuläres geboten worden. Die Kraft der Wyna hat die Sagi Menziken zischend und klappernd angetrieben. Die barocke Stiftskirche Beromünster ist eine Augenweide. Beim Flugplatz Beromünster ist dem Publikum eine atemberaubende Flugschau geboten worden.
Die Meteo Schweiz Website hat für den Zeitpunkt des Starts meiner ersten Engelberger-Aa-Etappe von Buochs nach Grafenort bis zu 1,6 Millimeter Regen angekündigt. Gewitzt von den heftigen Wolkenbrüchen und Gewittern der letzten Tage staffiere ich mich mit Regenjacke, Regenhose und einem «Regenmäntelchen» für den Rucksack aus. Landregen ist für eine einfache Flachetappe kein Grund, zu Hause zu bleiben, Gewitter und Hagelschlag schon. Es bleibt unerwarteterweise den ganzen Tag trocken und mild.
Ich geniesse die einfache Wanderung entlang der Engelberger Aa bis Grafenort. Vermutlich blinken die Lampen der Hochwasserwarnung noch wegen des heftigen Gewitters vom Vortag, vermutlich kommen an den Furten des gesperrten Wegabschnittes immer noch gefährliche Wassermengen hinunter. Das Blinken ist Grund genug, um die Warnung zu beachten und die Umleitung zu wählen. Ein tosender Wasserfall auf meinem Weg ist laut der Meinung einer heimischen Passantin viel stärker als normal.
Der viele Regen lässt die Flüsse anschwellen. Jetzt können auch die kleinen Flüsse ihre Power zeigen. Der nach Auskunft einer Einheimischen normalerweise kleine Wasserfall der Ergolz bei Liestal donnert imposant wie der grosse Bruder Rheinfall. Einige Uferpartien zeigen an diesem Tag Spuren von Schwemm-Material. Dort muss die Ergolz bei heftigen Gewittern über die Ufer getreten sein. Ganz ungemütlich oder sogar gefährlich könnte es sein, wenn die Ergolz unter der niedrigen Autobahnbrücke unterhalb von Sissach den Uferweg überflutet. Ich bin froh, als auf meiner Etappe von Augst nach Gelterkinden der Weg ob Sissach höher verläuft. Das Wetter ist gewitterhaft und es donnert unterwegs einmal.
Allen ist Hergiswil auf der Strecke von Luzern Richtung Brünig bekannt. Auf meinem Freitagnachmittags-Marsch von Willisau bis zur Postautohaltestelle Hübeli, Sagenmatt bin ich durch ein anderes Hergiswil, das Hergiswil bei Willisau gekommen. Immer wieder treffe ich auf Orte mit gleichen Namen, so auf der Voretappe auch auf Langnau bei Reiden, das neben den bekannteren Langnau am Albis und Langnau im Emmental etwas untergeht. Im Wigger-Logbuch kann nachgelesen werden, was ich an diesem Freitagnachmittag an der Wigger sonst noch entdeckt habe.
Ich habe kaum zuvor so viele schwere Lastwagen an einem Fleck gesehen, wie auf meinem Weg der Wigger entlang weiter aufwärts. Das Bild zeigt nur einen Teil der riesigen Fahrzeug- und Lager-Hallen der Transportfirma Galliker, die sich in den Gemeinden Dagmersellen, Altishofen und Nebikon entlang der Wigger reihen. Es braucht offenbar viel, bis die Schweiz täglich überall mit Waren und Gütern versorgt ist. Das Wiggertal ist aufgrund seiner Lage an der Nord-Süd-Hauptroute von Autobahn und Eisenbahn zwischen Basel und Chiasso für eine so riesige Logistik-Firma ideal gelegen.