Ich nutze das gute Wetter auf der Alpen-Nordseite und mache bei der Sense weiter. Es geht via das Guggershörnli von Schwarzenburg nach Guggisberg. Ich geniesse die phänomenale Aussicht vom Guggershörnli und komme in der tragischen Geschichte des Vreneli ab em Guggisberg an.
Die heutige Etappe von St. Niklaus nach Täsch führt am Kegel des gewaltigen Bergsturzes von Randa vorbei. Er ereignete sich 1991 und er verschüttete Bahnlinie und Strasse. Auf diesem Gebiet müssen Murmeltiere leben, denn ich höre es immer wieder pfeifen.
In Zürich strömt es, als ich abfahre. In Stalden fallen die letzten Regentropfen, während ich abmarschiere. Dank dem wenigen Regen im Wallis ist der Wanderweg von Stalden nach St. Niklaus tadellos und rasch trocken. Das Wallis ist oft eine gute Alternative, wenn es nördlich des Lötschbergs trüb ist.
Heute steht nur eine kurze Sonntagsmorgen-Wanderung an. Dafür entfaltet sich vor mir ein prächtiges Alpenpanorama. Der Weg ab Schwarzenburg würde über das Guggershörnli führen. Es ist heute, am letzten April-Tag, tief verschneit.
Noch einmal hat es gegolten, in die Hände zu spucken und die wild-romantische Nozon-Schlucht von Romainmotier nach Vaulion auf schmalem Pfad aufzusteigen. Ob Vaulion ist der finale Marsch zur Karstquelle Cul de Nozon gefolgt.
Die Sense zählt mit ihrem Sensegraben zu den wertvollsten, alpinen Flusslandschaften. Sie fliesst oberhalb von Thörihaus durch eine unberührte Naturlandschaft. Der Biber lebt entlang der Sense. Es fehlt nur noch, dass Wolf und Bär ebenfalls durch ihre Schluchten sowie jener der Schwarzwasser ziehen. Bei der Mündung der Schwarzwasser klettern junge Leute am Felsenkopf aus Sandstein.
Der St. Galler Brückenweg ist vielen Wandersleuten ein Begriff. Beim Walliser Dorf Stalden erstreckt sich entlang der Hänge auch ein Brückenweg. Meine Cousine und ich sind darauf gestossen, als wir wegen schlechten Wetters ins Wallis ausgewichen sind und dem Vispa-Weg entlang von Visp nach Stalden gewandert sind.
Wer glaubt, es gäbe nur den Osterhasen, glaubt wirklich an den Osterhasen. Natürlich hat es schon immer Osterhäsinnen gegeben, denn die Tierwelt ist bezüglich Gleichstellung der Geschlechter meistens fortschrittlicher als die Menschheit. Der Beleg für die Existenz der Osterhäsinnen ist die Osterhäsin, die mich während der Osterzeit beim täglichen Treppenlauf-Training ermuntert.
Am Karfreitag bin ich via La Sarraz, den Mittelpunkt der Welt bei der Mühle von Pompaples an den Le Nozon zurückgekehrt. Von Pompaples aus bin ich die Nozon-Schlucht aufgestiegen mit Ziel des historischen Städtchens Romainmôtier. Der Höhepunkt ist der steile Aufstieg vom Grund der Cascade du Dard nach Croy gewesen.
Es gibt kaum noch Flüsse in der Schweiz, die so naturnah und ungestört fliessen und mäandern können wie der Talent. Er wird erst ab Chavornay kanalisiert, wo er in die Orbe-Ebene fliesst. Ich geniesse den Charakter dieses Flusses nochmals in meiner Schlussetappe ins waldige Quellgebiet. Der Talent ist ein Kämpfer und unermüdlicher Chrampfer, der sich in Sandsteinschluchten eingräbt und seinen Weg um alle Ecken und Enden sucht. Vielleicht wäre das die Natur auch der anderen Flüsse, würden sie frei gelassen und nicht reguliert und in Korsette gezwängt. Die Natur der Flüsse zieht mich an, weil ich auch meinen Weg durch all die Hindernisse und Fallen der Multiplen Sklerose erkämpfen muss.