Spontan habe ich die nachmittägliche Regenpause benutzt und mit dem Wyna-Projekt begonnen. Es hat sich gelohnt. So habe ich jetzt auf der Website einen direkten Bildervergleich, wie die Wyna während der trockenen Zeit am 19. Dezember 2015 ausgesehen hat (siehe auch Suhre-Logbuch) und weniger als drei Kilometer weiter oben am 9. Januar 2016 nach starken Regenfällen.
Das Bild des Tages gehört jedoch dem in Pastellfarben leuchtenden Abend-Himmel, unter dem ich im oberen Wynental auf einem Feldweg meinem Tagesziel entgegengestrebt bin. Diese Abendstimmung hat in mir nach kilometerlangem Marsch entlang der Wyna ein eigentliches High ausgelöst.
Wenn das Wetter in den Bergen eher trüb und bedeckt ist, lässt sich eine leichte Flusswanderung in der Natur wunderbar mit Kultur verbinden. Auf meiner finalen Landwasser-Etappehabe ich Zeugnisse eines früheren Skulpturen-Sommers in Davos gefunden. Nach Erreichen des Anfangs der Landwasser als Uebergang vom Flüelabach habe ich das Kirchner-Museum besucht und während einer fachkundigen Führung viel Wissenswertes aus dem Leben und Schaffen von Ernst Ludwig Kirchner erfahren.
Flusslandschaften sind auch Kulturlandschaften, in denen Kulturelles gestaltet wird oder in denen sich vergangene Kulturen manifestieren. Auf meiner letzten Etappe zur Entstehung der Landquart habe ich in Monbiel ob Klosters vor einem Chalet Skulpturen von Christian Bolt entdeckt. Der international tätige Schweizer Bildhauer und Maler hat dort sein Atelier. So bin ich zu einer Privatführung durch sein Atelier gekommen.
Die Landquart-Etappe von Küblis nach Klosters ist vom Wechsel zwischen schattigen und mit Raureif bedeckten Landschaftsabschnitten sowie sonnigen, angenehm warmen Wegpartien geprägt. Im Winter darf entlang der in der schattigen Talsenke gelegenen Landquart nicht mehr erwartet werden. Ich habe die leichte Wanderung auf den breiten, trockenen Wegen genossen.
Die Suhre wird mir als Fluss der Wasserwirbelkraftwerke in Erinnerung bleiben. Vor dem Abmarsch zur letzten Etappe von Schöftland bis zum Abfluss der Suhre aus dem Sempachersee bin ich noch einige Hundert Meter zum Wasserwirbelkraftwerk von Schöftland zurück gelaufen. Es produziert Strom für 25 Haushalte. Das Konzept der betreibenden Genossenschaft könnte auch für Länder in Afrika von Interesse sein, um kleine Flüsse für die lokale, ländliche Stromproduktion zu nutzen und zum Beispiel ein Dorf mit Strom zu versorgen.
Die Altstadt von Sursee, durch die die Suhre fliesst, ist übrigens auch sehenswert.
Das Suhretal oberhalb von Aarau könnte als tiefste Provinz erachtet werden. Es bietet unerwartete Entdeckungen. So wird der Lauf der Suhre in Hirschthal von einem ausgefallenen Kleinwasserkraftwerk genutzt. Seine Turbine ist eine Wasserkraftschnecke oder etwas wie eine archimedische Schraube.
Habt Ihr gewusst, dass eine der ersten Aerztinnen der Schweiz und Mitgründerin der Schweizerischen Pflegerinnenschule Anna Heer in Suhr aufgewachsen ist? Ihr Geburtshaus steht wohl erhalten in Suhr.
Am 28. November 2015 habe ich das milde Wetter im Tessin genutzt, um die Flussdeltas am Lago Maggiore mit meinen Füssen zu verbinden. Ich bin vom Ticino-Delta bei Magadino und dem benachbarten Verzasca-Delta bis zum Maggia-Delta zwischen Locarno und Ascona gewandert. Bei dieser Gelegenheit habe ich das erste Mal an der Verzasca geschnuppert und bin ihrem Lauf bis zum Zentrum von Tenero hinauf gefolgt. Ich habe auf dem schmalen Pfad den Eindruck gewonnen, dass die Verzasca eine sportliche Aufgabe sein wird.
Die gesamte Fluss-Delta-Wanderung wird am Schluss des Ticino-Logbuchs geschildert.
Wie ungewöhnlich mild und schneefrei es an diesem 16. November 2015 ist, zeigt das Bild der Schesaplana und der Burgruine Solavers ob Grüsch. Am frühen Nachmittag kann ich sogar im T-Shirt in der sommerlich warmen Novembersonne wandern. Trotzdem ist es in den tiefen Schluchten, durch die die Landquart dem Rhein entgegen strebt, kühl und feucht.
Nach meinem etwa 25 Kilometer langen Marsch von Landquart nach Küblis freue ich mich auf den Winter und den Schnee. Dann werde ich meinen Weg entlang der Landquart auf den Winterwanderwegen fortsetzen.
Die Landwasser beschert mit ihrem Wasserreichtum dem Vater Rhein seine Potenz. Ihr wasserreichster Quellbach ist der Dischmabach. Zusammen mit der Albula hilft die Landwasser, dass der Hinterrhein der stärkere Rhein-Quell-Fluss ist als der Vorderrhein.
Kurz vor der Mündung der Landwasser in die Albula ob Bad Alvaneu überquert der imposante Landwasser-Viadukt die Landwasser. Der Viadukt ist UNESCO-Weltkultur-Erbe. Wie ein kleines Kind habe ich mich schon am Vorabend beim Einschlafen gefreut, unter diesem erhabenen Bauwerk hindurch zu schreiten. Danach ist es auf rassigem Weg nach Wiesen-Station und durch die ebenfalls spektakuläre Zügenschlucht nach Monstein-Station weiter gegangen.
Die Glatt ist der Fluss der dynamischsten Wirtschaftsregion der Schweiz, dem Glattal mit seiner rasch wachsenden «Glattal-Stadt». Diese Region wird durch Autobahnen, Eisenbahnlinien, dem internationalen Flughafen Zürich-Kloten sowie Infrastruktur-Hoch-Bauten wie dem Heizkraftwerk Aubrugg geprägt. Das Bild zeigt, dass die Natur trotz aller Bauwerke ihre Nischen findet. In meiner zweiten Etappe von Niederglatt bis zum Greifensee habe ich den Ursprung der Glatt erreicht.